Wo steht die Personaldienstleistung 2030?
Wir erleben eine Aufmischung im Markt. Der traditionelle Anbieter, der sich nicht spezialisiert hat, wird verschwinden. Ähnlich wie das „Dorflädeli" verschwunden ist. Stattdessen entstehen entweder grosse Anbieter oder Nischen-Player. Es findet eine Spezialisierung statt. Die Digitalisierung wird uns revolutionieren. So wie es Zalando in der Modeindustrie gibt, wird auch ein Zalando in der Personaldienstleistung entstehen. Wir müssen aufhören uns etwas vorzumachen: Die Selektion wird nicht mehr durch den Personaldienstleister stattfinden. Die Digitalisierung wird unseren Markt schneller erobern, als wir denken.
Wie sieht denn unsere Arbeit in Zukunft aus?
Ich bin überzeugt: Der Arbeitgeber wie wir ihn heute kennen, wird nicht mehr existieren. Wir werden 2030 virtuell durchs Leben gehen z.B. mit einer Google Brille. Unser Arbeitsprofil ist komplett online und der Status kann von „verfügbar“ auf „Ferien“ oder „beschäftigt“ gestellt werden. An „Job-Hotspots“ findet ein „Matching“ statt und ich kann den vorgeschlagenen Job akzeptieren und vielleicht innerhalb von einer Stunde beim Unternehmen beginnen. Jedermann ist sein eigenes Unternehmen und der klassische Arbeitsplatz im Unternehmen wird kontinuierlich verschwinden.
Das wird unser Leben drastisch verändern – und damit auch die Rolle der Schweizer Personaldienstleister…
Es bestehen heute grosse Herausforderungen für Unternehmen. In der Schweiz ist es besonders extrem. Ein CEO muss muss sich gut überlegen, wie geht er mit seinem Personal umgeht – es ist die grösste Kostenstelle und gleichzeitig auch die grösste Macht weltweit. Zwei Varianten stehen zur Verfügung: Entweder die Effizienz erhöhen oder das richtige Personal zur richtigen Zeit am richtigen Ort einsetzen, kurz gesagt eine flexible Workforce beschäftigen.
Heute wird die flexible Workforce noch manuell vom Personaldienstleister gemanagt. Das funktioniert in Zukuft nicht mehr, denn alles ist viel schneller und kurzlebiger. Unsere Branche wird sich verändern müssen. Was wir brauchen ist Geschwindigkeit und Qualität vereint. Deshalb ist 2030 der grösste Teil unserer Branche automatisiert.
Wird eine Maschine bessere Arbeit leisten?
Die Maschine wird den Mensch ablösen. Auch in der Personaldienstleistung. Denn der Mensch kann nicht objektiv sein. Er hat eigene Vorstellungen, die ihm auch bei der Rekrutierung und Selektion im Weg stehen. Ein Roboter arbeitet hingegen objektiv. Bedient wird der Roboter aber vom Mensch und ist somit ein Hilfsmittel für den Personaldienstleister. Es ist gut möglich, dass sich ein Kandidat im Umgang mit der Maschine freier fühlt, als mit einem Personalberater. Ein Rating von über 300 Personen sagt etwas anderes aus, als das Wort eines Personalberaters, den ich gerade erst kennengelernt habe.
Das sage ich nicht. In neun von zehn Rekrutierungsfällen ist der Prozess fast identisch. Dieser Prozess kann automatisiert werden. Dafür bleibt dann umso mehr Zeit für Spezialfälle. Die Automatisierung und die dadurch gewonnene Zeit hat einen grossen Vorteil: Das persönliche Element kann viel gezielter eingesetzt werden, sowohl bei Kunden wie Kandidaten.
Verschwindet die persönliche Betreuung komplett?
Das sage ich nicht. In neun von zehn Rekrutierungsfällen ist der Prozess fast identisch. Dieser Prozess kann automatisiert werden. Dafür bleibt dann umso mehr Zeit für Spezialfälle. Die Automatisierung und die dadurch gewonnene Zeit hat einen grossen Vorteil: Das persönliche Element kann viel gezielter eingesetzt werden, sowohl bei Kunden wie Kandidaten.
Was würdest du den Unternehmen empfehlen?
Die Digitalisierung ist heute. Nicht erst morgen. Es geht darum sich zu informieren, Ängste zu überwinden und den Mut zu finden, etwas auszuprobieren. Wieso bauen wir immer schnellere Züge? Einerseits weil wir es heute einfach können und zweitens bietet es uns ein besseres Hilfsmittel. Zeit ist kostbar. Diese Tools helfen uns mit der Schnelligkeit des Lebens klarzukommen und den Anschluss nicht zu verlieren.
Interviewt von Julia Bryner, Leiterin Marketing & Events swissstaffing
