Neues Berufsbild: HR-Budget-Optimierer/-in

Falls ich Zeit sowie Lust auf eine weitere berufliche Herausforderung hätte, würde ich umgehend eine neue Berufsausbildung konzipieren: Ich finde, unsere Wirtschaft braucht dringend kompetente HR-Budget-Optimiererinnen und HR-Budget-Optimierer! Jetzt sagen Sie mir nicht, diesen Beruf gebe es bereits. Im Alltag begegne ich zwar einigen souveränen und sozialkompetenten Persönlichkeiten, die eine bemerkenswerte Intuition für den schonenden Umgang mit Geld haben, aber solche Menschen sind dünn gesät. Daneben gibt es eine beträchtliche Anzahl von Entscheidungsträgern, die zwar dauernd vom «Ausgaben reduzieren» sprechen, dabei aber nichts anderes tun, als den Druck, unter dem sie stehen, an andere weiterzugeben. Etwa, indem sie mit verkrampfter Miene mehr Leistung fordern oder Lohnkürzungen und Entlassungen androhen. Um schmaler werdende Budgets im HR-Bereich optimal zu verwalten, müssten neue Berufsleute deshalb in drei Kernbereichen ausgebildet sein:

1. HR-Budget-Optimierer sind Motivations-Coachs

Nein, ich verstehe unter Motivations-Coachs keine lauten Einpeitscher, sondern Führungspersönlichkeiten, die über Menschenkenntnis und Feingefühl verfügen. Sie sind in der Lage, in Teams schlummernde Potenziale zu entdecken und zu nutzen. Ein einfaches Beispiel: Ein junger Abteilungsleiter ist zum zweiten Mal Vater geworden und wünscht sich insgeheim einen arbeitsfreien Tag, den er mit seinen beiden Kindern verbringen kann. Der empathische Budget-Optimierer spürt dieses Bedürfnis im Gespräch und schafft die entsprechenden Voraussetzungen. Dadurch reduzieren sich einerseits die Lohnkosten, andrerseits entwickelt der junge Vater an seinen vier verbleibenden Arbeitstagen dank der gewonnenen Motivation eine ungeahnte schöpferische Kraft.

2. HR-Budget-Optimierer sind Talentspäher

Kennen Sie die Scouting-Arbeit grosser Fussballclubs? Im Wissen darum, dass der Sieg von den spielerischen Qualitäten auf dem Platz abhängt, wird viel investiert, um sich frühzeitig die besten Spieler zu sichern. Gut vernetzte Talentspäher sind im Auftrag des Clubs permanent unterwegs, beobachten den vielversprechenden Nachwuchs und holen sich bei Fachleuten Informationen ein. Kriterien – im Sport wie in der Wirtschaft – sind Kreativität, Eigenmotivation, Fitness und Teamgeist. Das am besten eingespielte Team gewinnt und bringt Einnahmen. Am meisten Kosten verursachen hingegen Mitarbeitende, die nicht passen, und bis zur Trennung viele Ressourcen binden.

3. HR-Budget-Optimierer sind Kommunikationsprofis

Jedes HR-Management arbeitet mit externen Dienstleistern zusammen: Versicherungen, Personalberater, Case-Manager, Ausbildungsanbieter, IT-Spezialisten und viele weitere. Natürlich kann man einfach die interne Einkaufsabteilung anweisen, solchen Dienstleistern die Pistole an die Brust zu setzen und sie auf Dumpingpreis-Niveau herunterzuhandeln. Die Folge: Deren Goodwill und Kooperationsbereitschaft sinken, und damit auch Leistung und Qualität. Kommunikationsprofis handeln anders: Sie nehmen ihre externen Dienstleister als Partner ins Boot, sprechen mit ihnen auf Augenhöhe über Fakten und Möglichkeiten und laden sie dazu ein, kreative Lösungen zu entwickeln. Das grösste Sparpotenzial liegt in eingespielten Abläufen mit wenig Reibungsverlust. Um solche aufzubauen und stetig zu optimieren, braucht es langfristiges Denken, Vertrauen sowie Wertschätzung.

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