Personal Swiss 2018 – Podiumsdiskussion: Flexibilisierte Arbeitswelt: Wer rekrutiert in Zukunft?

Digitalisierung, Roboterisierung, Künstliche Intelligenz, Gig-Economy oder Big Data – Recruiting, Personaldienstleistung und HR stehen vor vielen neuen Herausforderungen. Die Arbeitswelt flexibilisiert sich zunehmend. Im Gespräch mit den vier Recruiting-Experten Marc Lutz (CEO Hays Schweiz), Valery Lorenz (Mitinhaberin mein job), Jana Jutzi (Geschäftsführerin Careerplus) und Taco de Vries (CEO Randstad Schweiz) wollte Julia Bryner von swissstaffing wissen, wohin die Reise im Recruiting geht. Dazu ein paar Statements.

Personal Swiss 2018 Quelle: swissstaffing/ v.l. Julia Bryner, Marc Lutz, Valery Lorenz, Jana Jutzi, Taco de Vries

Jana Jutzi zur Frage wer in Zukunft rekrutiert: Es werden zwar Veränderungen und Ablösungsprozesse durch die Digitalisierung stattfinden. Aber trotz allen Transformationen; der Mensch wird von zentraler Bedeutung bleiben.

Taco de Vries stellt fest, dass wir uns im Zuge der Digitalisierung fragen und erkennen müssen, wo wir deren Nutzen sehen und ebenso, welchen Mehrwert wir daraus generieren können.

Marc Lutz findet dazu, dass man sich auf die neuen Technologien einlassen soll, ja selbst flexibilisiert denken und eine gute Infrastruktur als Nutzen sehen muss.

Für Valery Lorenz sind Digitalisierungsprozesse ebenso in kleinen und mittleren Unternehmen wichtig. Für erfolgreiche Bewerbungsprozesse wird ein gesunder Mix von Technologie und „Face-to-Face-Begegnungen", also das Persönliche, wesentlich bleiben.

Personal Swiss 2018 – Podiumsdiskussion: Flexibilisierte Arbeitswelt: Wer rekrutiert in Zukunft?

Flexible Arbeit – was hat sich verändert?

Jana Jutzi erkennt bereits heute, dass neue Tools entsprechende Auswirkungen im Arbeitsmarkt zeigen. Als Megatrends bezeichnet sie einerseits das Bedürfnis flexibel und von verschiedenen Orten aus zu arbeiten, andererseits aber auch der wachsende Bedarf an qualifizierten Fachkräften.

Taco de Vries sieht die Schweiz mit seinen liberalen Gesetzgebungen als Vorreiter für einen digitalen Arbeitsmarkt. In der Personaldienstleistung ist die Schweiz umsatzmässig 8 grösster Player im globalen Markt. Seiner Meinung nach gehört das Thema flexibles Arbeiten in die strategische Personalplanung und damit in die oberste Führungsebene.

Marc Lutz erkennt die USA vor UK, der Schweiz und der EU im flexibilisierten Arbeiten und in der Digitalisierung von Personaldienstleistungen. Das richtige „search + find" und daraus folgend eine entsprechende Auswahl werden wichtige Merkmale für die Zukunft. Wir sind es inzwischen gewohnt, dass flexibel in Projekten zu arbeiten zum Alltag wird und dass auch immer mehr Menschen flexibel Arbeiten wollen.

Valery Lorenz ist der Meinung, dass die Ansprüche an die Temporärarbeitenden gestiegen sind, insbesondere an die Qualifikation und dass sie ab der ersten Stunde voll einsetzbar sind. Dem gegenüber wollen und suchen diese ein trendiges Arbeitsangebot, verlässliche Einsatzbetriebe und Personaldienstleister.

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Wie wirken sich die Trends der Digitalisierung im HR aus?

Taco de Vries: Es entstehen völlig neue Planungstools, wie Apps für Einsatzbetriebe und Temporärarbeitende, die eine Rekrutierung rund um die Uhr erlauben – alles verläuft mehr oder weniger elektronisch. Mit guter Betreuung werden sie langfristig ein qualitativ besseres Matching erlauben. Im Bekenntnis von Randstad „human forward" steht der Mensch im Zentrum, denn echte Beziehungen entstehen nicht aus Daten. Und doch, ohne Technologie sind die anstehenden Anforderungen nicht mehr zu bewältigen.

Valery Lorenz: Grundsätzlich braucht es ein gesundes Verhältnis zu neuen Technologien. Sie sollen uns unterstützen in den vielfältigen Aufgaben als Personaldienstleister. Im Bausektor werden beispielsweise noch nicht alle Abrechnungen elektronisch erfasst, vieles passiert noch auf Papier. Und auch nicht alle Arbeitnehmer sind schon so weit, mit diesen technischen Möglichkeiten umzugehen. Das alles braucht noch etwas Zeit.

Marc Lutz: Wir wissen heute tatsächlich früher als mancher Arbeitnehmer, ob er den Job wechseln möchte – dies aus unserem Monitoring und anhand verschiedener Indikatoren wie beispielsweise Aktivitäten auf LinkedIn oder Rückschlüssen aus anderen Tools. Das gesamte Matching klappt noch nicht durchgehend, aber das ist lediglich eine Frage der Zeit. Eine gewisse Gefahr sehen wir für eher niedrigqualifizierte Arbeitnehmer, die oft auch mit dem Umgang neuer Technologien wenig vertraut sind.

Jana Jutzi: Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten, wöchentlich entstehen neue Portale und Plattformen. Hier wird die Ressourcenplanung in der Rekrutierung wichtig. Was nutzen wir und wann? Allerdings sind die neuen Technologien maximal so gut, wie wir sie einspeisen. Und es braucht ein gutes Zusammenspiel zwischen Mensch und Technologie.

In einem sind sich alle einig: Der technologische Wandel ist allgegenwärtig. Er beeinflusst zunehmend unser gesamtes Leben – und damit auch die Arbeitswelt. Die Digitalisierung ist da und wir sollten uns darauf einlassen, ohne die sozialen Aspekte ausser Acht zu lassen.

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