staffingday 2015 – ein Rückblick

swissstaffing führt alle zwei Jahre den staffingday durch, an welchem brennende Themen der Arbeitswelt generell und besonders der Personaldienstleister diskutiert werden.

staffingday Quelle: Swissstaffing

Am diesjährigen staffingday stand die Arbeitswelt der Zukunft, der Arbeitsmarkt 2020, im Fokus. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg: Es haben sich circa 300 Vertreter aus der Branche der Personaldienstleister, den Einsatzbetrieben, von Behörden, Politik, und Verbänden der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite in Interlaken getroffen.

Die Tagung eröffnete der Präsident von swissstaffing, Georg Staub, mit dem Zitat von Voltaire: „Die Arbeit hält drei grosse Übel fern: die Langeweile, das Laster und die Not."

staffingday: Prof. em. Guy Kirsch Quelle: Swissstaffing

„Arbeitgeber sind tragische Helden."

Weiter gings mit einem Referat von Prof. Guy Kirsch. Für ihn sind die Arbeitgeber heute tragische Helden. Sie hätten in der öffentlichen Wahrnehmung zwei Seiten: Eine gute Seite, weil sie den Arbeitnehmern als Arbeit-Geber die Möglichkeit eröffneten, eine Arbeitstätigkeit auszuführen und sich damit in die Gesellschaft einzufügen. Eine böse Seite, da die Arbeitgeber einem ständigen Konkurrenz- und Kostenkampf ausgesetzt seien. Zudem habe eine Entwicklung stattgefunden: Für die Arbeitgeber werde es zusehends schwieriger, sowohl den Herausforderungen im umkämpften Markt als auch den zunehmenden Bedürfnissen der Arbeitnehmer gerecht zu werden.

Temporärarbeit als Lebensmosaik Quelle: Swissstaffing

„Temporärarbeit erlaubt ein Lebensmosaik."

Mit Blick auf den Arbeitsmarkt 2020 strich swissstaffings Direktorin Myra Fischer-Rosinger hervor, dass die Temporärarbeit geeignet sei, die verschiedenen Bedürfnisse der heutigen Arbeitnehmergeneration (berufliche Erfahrungen, Weiterbildung, Privatleben) wie Mosaiksteine zu einem grossen Bild zusammenzufügen. Damit stiegen aber auch die Anforderungen an den Personalberater: Dieser werde zu einem Job Trainer, der neben der klassischen Verleihtätigkeit auch Coachingfunktionen, beispielsweise in Fragen zur Weiterbildung und zum Arbeitswechsel, anbiete.

„Der Leistungsdruck steigt auf allen Ebenen und in jedem Alter."

Katja Stauber moderierte die anschliessende angeregte Podiumsdiskussion unter dem Thema „Wie machen sich Firmen fit für den Arbeitnehmermarkt?" mit Valentin Vogt, Andy Keel, Doris Bianchi, Marcel Keller und Amelia Räss-Fernandez. Die Runde war sich einig, dass der Arbeitsmarkt 2020 viele Herausforderungen biete:

Demografie – In den nächsten zehn Jahren würden circa eine Million Arbeitnehmende den Arbeitsprozess verlassen. Zudem stünden aufgrund der Umsetzung der Zuwanderungsbegrenzung künftig weniger ausländische Arbeitskräfte zur Verfügung. Die Arbeitgeber könnten künftig das Kompetenzpotential von älteren Arbeitnehmenden einerseits und Pensionierten andererseits vermehrt auschöpften. Gerade Arbeitnehmende über fünfzig Jahren müsse man einen Anreiz geben. Andererseits wurde aber auch die Flexibilität auf Seiten der Arbeitnehmer gefordert, denn der Leistungsdruck steige auf allen Ebenen und in jedem Alter. Ältere Arbeitnehmende hätten damit aber mehr Mühe als Jüngere.

staffingday: Die Podiumsdiskussion mit Amelia Räss-Fernandez, Andy Keel, Doris Bianchi, Marcel Keller und Valentin Vogt. Quelle: Swissstaffing

„Will man Sicherheit, bewirbt man sich für eine Vollzeitstelle."

Teilzeitarbeit für den Mann – Heute sei die Teilzeitstelle für Frauen üblich, wobei sich die Frage der angemessenen Vergütung für das vertraglich vereinbarte Pensum stelle. Im heutigen Rekrutierungsprozess gelte es als Nachteil wenn man Teilzeit arbeiten wolle. Wolle man Sicherheit bewerbe man sich besser für eine Vollzeitstelle.

Neue Arbeitsstrukturen – Die grösste Herausforderung auf Seiten der Arbeitgeber sei die Kombination von „Co-Working", digitaler Vernetzung, die damit zusammenhängende Verschiebung der Firmenräume und die veränderten Hierarchiestufen. Welches sei das neue Gefäss, das dies zusammenhalten soll? Wie findet der Umbruch dahin statt? Und: Wie solle künftig die Arbeit gemessen werden, pro Stunde oder Output?

staffingday: Interview mit Bruno Sauter. Quelle: Swissstaffing

„Die Regulierung wird auf die Spitze getrieben."

Bruno Sauter beobachtet die Tendenz dass die Regulierung auf die Spitze getrieben wird. Gerade bei der Frage ob im Einzelfall Lohndumping vorliege oder nicht könne man beispielsweise bei hohen Löhnen unterschiedlicher Meinung sein. Hier helfe auch die akademische Auseinandersetzung mit dem Thema nichts. Bezüglich der Integration von älteren Menschen in den Arbeitsprozess stellt er ein Umdenken bei den Arbeitgebern fest: Man stelle auch Leute mit höherem als dem im Stelleninserat geforderten Maximalalter an. Ein Lösungsansatz sei, dass ältere Arbeitnehmende ein zwei- bis dreimonatiges Praktikum absolvierten, bevor Sie eine Vollzeitstelle erhielten.

Alles in allem also ein äusserst gelungener Anlass – man darf auf die nächste Ausgabe des staffingdays gespannt sein!