Wandel im Arbeitsmarkt: Soft Skills werden vermehrt gefragt

Die Digitalisierung hat auch im Arbeitsmarkt längst Einzug gehalten. Welchen Einfluss haben die technologischen Entwicklungen auf die Arbeitsmodelle in der Schweiz?

Um den Einfluss auf die Arbeitsmodelle wahrzunehmen, müssen wir nicht weit zurückschauen. Heutzutage haben Mitarbeitende privat oft eine modernere Hardware als ihnen Arbeitgeber zur Verfügung stellen. Aus PC-Kästen wurden Laptops und aus der Festnetztelefonie wurden Smartphones oder Video-Calls. Die Hardware ist mobil geworden und damit auch die Arbeitnehmenden. Arbeitsmodelle wie Home Office oder Remote Work boomen und Co-Working- Spaces schiessen aus dem Boden wie Pilze – und das nicht nur in Städten.

Inwiefern haben sich bei Randstad die Arbeitsmodelle verändert?

Bei Randstad ist in den letzten Jahren in Sachen flexibler Arbeitsmodelle einiges gegangen. So wurden in kleineren Regionen angesiedelte Filialen von unserem niederländischen Mutterhaus zu sogenannten «Flagship Stores» in Grossstädten wie Den Haag oder Amsterdam zusammengeschlossen. Das bedeutet, dass Mitarbeitende entweder von zu Hause aus arbeiten können oder sich einen Büroplatz in einem der Flagship Stores reservieren. Auf der globalen Ebene gibt es bei Randstad mittlerweile einige Mitarbeitende, die remote aus Dubai, Schweden oder Deutschland arbeiten. In der Schweiz sind wir noch nicht so weit. Doch seit 2016 arbeiten alle Mitarbeitenden in der Schweiz auf einem Chromebook und wir haben das Arbeiten vollständig auf Google-Tools umgestellt. Das gibt eindeutig viel mehr Freiheit und eröffnet neue Möglichkeiten. Seit 2018 haben unsere Mitarbeitenden zudem die Möglichkeit im Home Office zu arbeiten. Wir merken aus unseren Mitarbeiterumfragen, dass das Bedürfnis nach mehr Flexibilität steigt und versuchen entsprechende Lösungen anzubieten.

Flexibilität ist gerade für die junge Generation ein wichtiges Stichwort. Wie können Arbeitgeber in der Zukunft junge Talente (Millennials und Gen Z) für sich gewinnen?

Dafür muss man zuerst verstehen, wie diese Talente ticken und was sie zu guter Leistung motiviert. Das sind nicht etwa hohe Löhne oder die Bekanntheit eines Unternehmens, sondern, dass sie z.B. etwas Nachhaltiges schaffen können oder eine coole Arbeitsatmosphäre vorfinden, wo auch Spass nicht zu kurz kommt. Das zeigt auch unsere jährliche Randstad Employer Brand Studie, die untersucht, welche Kriterien für Schweizer Arbeitnehmende als attraktiv gelten bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber. Da gibt es grosse Unterschiede je nach Alter, was als wichtig empfunden wird. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Tempo. Es handelt sich um eine «Real-Time Generation». Sie hat keine Lust, wochenlang auf ein Feedback zu warten oder mühsame und aufwendige Bewerbungsprozesse zu durchlaufen. Damit die offenen Positionen von jungen Talenten gefunden werden, müssen die Texte der Stelleninserate auf jeden Fall SEO optimiert sein. Nicht nur für Jobportale ist das relevant, sondern auch für das Google Ranking. Diese zwei Quellen nutzen junge Talente neben persönlichen Beziehungen am häufigsten für die Stellensuche.

Wie nehmen Sie den Wandel zu flexibleren Arbeitsformen in der Schweiz wahr?

Die Akzeptanz von flexiblen Arbeitsformen ist grösser geworden. Gerade Arbeitnehmende aus jungen Generationen nehmen es tendenziell lockerer und möchten nicht nur zwingend eine Festanstellung. Für sie ist «Leistung & Karriere» ein geringer Motivationsfaktor und eine klassische Karriere ist für sie kein Vorbild. Stark verbreitet sind unterschiedlichste Arbeitsformen – von Temporärarbeit über Teilzeit oder Freelance. Auch projektbezogene Anstellungen nehmen zu. Ich sehe zudem eine Entwicklung, die sich wegbewegt von klassischen Stellenbeschrieben hinzu zerstückelten Kompetenzen, die für spezifische Projekte oder Teilarbeiten gesucht werden.

Freelancing ist nichts Neues. Bereits vor über 20 Jahren haben grosse Unternehmen Freelancer zu guten Konditionen über mehrere Jahre angestellt. Was hat sich geändert?

Das ist so. Was sich geändert hat, ist, dass es neu angegangen wird. Das Pricing und Compliance Risiko spielen für Grossunternehmen eine wichtigere Rolle und sie wollen es besser im Überblick haben. Deshalb werden Freelancing und andere Arbeitsformen vermehrt in einem Managed Service Provider (MSP) Programm gesteuert. Damit entsteht für die Unternehmen eine grössere Preis- und Prozesstransparenz. Mehr und mehr sind sich Firmen auch bewusst, dass Freelancer eine interessante Quelle sein können, um den Fachkräftemangel zu bewältigen. Für bestimmte Projekte ist das deshalb eine interessante Alternative, solange die Compliance eingehalten werden kann.

Wie haben sich die Anforderungen seitens Ihrer Kunden, sprich den Unternehmen, über die letzten Jahre verändert?

Aus den Gesprächen mit unseren Kunden merken wir, dass sie nach ganzheitlichen Lösungen suchen. Noch vor ein paar Jahren konnten wir unsere Kunden relativ einfach unseren unterschiedlichen Business Lines zuordnen. Das ist heute fast nicht mehr möglich und wir als Personaldienstleister passen uns diesen Bedürfnissen der Kunden an und arbeiten als Unternehmen enger mit allen Abteilungen zusammen.

Outsourcing ist plötzlich in vielen Gesprächen ein Thema. Das ist relativ neu. Unsere Kunden prüfen zum Beispiel, welche Tätigkeiten zu ihrem Kerngeschäft gehören und welche Fähigkeiten sie langfristig in ihren Unternehmen haben wollen. Alles was nicht in diese Töpfe fällt, lagern sie an Personaldienstleister aus. Das benötigt natürlich viel Vertrauen und betrifft in der Schweiz eher Grossunternehmen. Bei KMU ist es dann eher die klassische Personalvermittlung oder Temporärarbeit, die ihnen mehr Flexibilität bieten kann. Dort reicht das dann meist schon aus.

Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich für Flexworker von morgen?

Die vierte industrielle Revolution wird viele Menschen betreffen und sie werden ihre Karriere ändern müssen, da sie sonst riskieren, verdrängt zu werden. Soft Skills nehmen in der Rekrutierung an Bedeutung zu. Lebenslanges Lernen wird deshalb für Talente immer wichtiger und auch herauszufinden, welche Skills man besitzt und in welchen Bereichen diese benötigt werden. Randstad beschäftigt sich stark mit der Frage «Welche Talente benötigen wir in der Zukunft?», damit wir unsere Kandidaten optimal unterstützen können. Wir legen Wert darauf, dass wir unsere Flexworker langfristig begleiten ー das bedeutet, dass wir ihnen unsere Aufmerksamkeit schenken, sie weiterbilden und als Menschen wertschätzen. Wir wollen damit erreichen, dass sie stolz darauf sind, einen Teil von uns zu sein.

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