Die ökonomischen Auswirkungen des Franken-Schocks

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Am 15. Januar dieses Jahres schockte die SNB die schweizerische Wirtschaft mit der Aufhebung des Mindestkurses gegenüber dem Euro.

Die ökonomischen Auswirkungen des Franken-Schocks Quelle: Shutterstock

Aufgrund der folgenden Anpassung des Wechselkurses müssen Schweizerinnen und Schweizer heute für einen Euro nicht mehr 1,20 Franken bezahlen sondern nur noch 1,05 Franken. Kurz: Aus Schweizer Sicht ist der Euro billiger geworden, für einen EU-Ausländer der Franken teurer. Dies hat gleich zwei negative Folgen für den Absatz eines Schweizer Unternehmens: Zum einen werden durch den starken Franken Schweizer Produkte im Ausland etwa 13 Prozent teurer (Franken-Kurs, 11.02.2015). Zum anderen sind für Schweizer Konsumenten Produkte aus dem Ausland 13 Prozent billiger geworden. Beides führt dazu, dass die Nachfrage nach Gütern aus der Schweiz zurückgeht.

Von dieser Entwicklung sind in erster Linie Unternehmen betroffen, die in das Ausland exportieren. Ihre Produkte stehen international im direkten Preisvergleich mit ihren Konkurrenten. Doch auch für nicht-exportierende Unternehmen wird der Frankenschock negative Folgen haben. Da ausländische Produkte oder auch Urlaubsreisen ins Ausland günstiger geworden sind, werden Schweizerinnen und Schweizer zunehmend weniger Produkte aus der Region kaufen. Besonders hart trifft es die Grenzregionen, in denen die Konsumenten einfach auf der anderen Seite der Grenze einkaufen können oder sogar nicht-handelbare Dienstleistungen wie zum Beispiel Friseurbesuche in Anspruch nehmen können.

Die genannten Anpassungen benötigen jedoch Zeit. Derzeit bestehen noch feste Lieferverträge mit dem Ausland, Preise müssen angepasst werden und auch Unternehmen und Konsumenten brauchen Zeit, um zu realisieren, wie stark der Frankenschock sie wirklich trifft. Dies ist ein Grund, warum die Konjunkturstelle KOF erst für die beiden Sommerquartale ein Negativ-Wachstum vorhersagt.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Temporärbranche? Aufgrund der grossen Unsicherheit der Unternehmer ist es möglich, dass das Temporärarbeitsvolumen nach diesem Schock kurzfristig zunimmt. Um die noch vorhandenen Aufträge abzuarbeiten, stellt man nur noch temporär und nicht mehr fest oder befristet ein. Anders als vor einem Aufschwung ist jedoch von den Kunden bereits jetzt ein extremer Preisdruck zu erwarten, da sie schon mit starken Gewinneinbussen rechnen. Spätestens im ersten Sommerquartal sollte dann die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur negativ auf die Margen wirken, sondern auch auf die Anzahl der Temporärarbeitenden.

Bleibt die Frage, ob schon abzusehen ist, wie und wann die Schweizer Wirtschaft aus dieser Krise herausfindet. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens kann und wird die SNB weiterhin versuchen, den Franken zu stabilisieren – nur nicht mehr auf einem Niveau von 1,20. Um dies zu erreichen, wird die SNB vermutlich weitere Zinssenkungen vornehmen. Der Franken als sicherer Hafen wird dadurch zunehmend für Investoren unattraktiv. Zweitens wird die zu erwartende wirtschaftliche Rezession das Gefühl der Investoren verstärken, das eine Investition in die Schweiz auch mit Risiken verbunden ist. Beides, Nationalbankpolitik und wirtschaftliche Entwicklung, sollten zu einem schwächeren Frankenkurs führen, mit dem sich die Wirtschaftslage wieder verbessert. Dies zeigt: Auch wenn es dieses und sehr wahrscheinlich auch nächstes Jahr bergab gehen wird, wird damit schon der Grundstein für den nächsten Aufschwung gelegt.

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