Die Konjunkturabkühlung erreicht den Arbeitsmarkt. Fachkräfte fehlen weiterhin. Beide Markttrends lassen den Temporär- und Feststellenmarkt schrumpfen.
Die abflauende Konjunktur lässt die Personaldienstleister mit roten Zahlen in das neue Jahr starten. Um 4,5 Prozent ging das Temporärgeschäft im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr zurück. Das Minus im Feststellenmarkt war mit 6,3 Prozent noch deutlicher. Der Rückgang in beiden Geschäftsbereichen ist ein klares Zeichen für eine schwächelnde Konjunktur. Der Bedarf an Arbeitskräften sinkt bei den Unternehmen. Mit abnehmender Auftragslage benötigen sie weniger kurzfristiges Personal und zögern die Besetzung von Dauerstellen heraus. Nach wie vor gute Chancen haben Fachkräfte in Mangelberufen, etwa in der Informatik, in der Industrie und im Gesundheitswesen. Demographischer und technologischer Wandel lassen die Nachfrage in diesen Branchen wachsen und verändern die Profile in ungeahnter Geschwindigkeit.
Unternehmen wählerischer bei Festanstellungen
Stephan Zehnder, Country Manager Schweiz des Personaldienstleisters persona service GmbH, beobachtet in seinem Geschäft, wie sich der Markt im Vergleich zum Vorjahr eingetrübt hat. «Waren Unternehmen in der Hochkonjunktur im letzten Jahr bereit, Kompromisse bei der Stellenbesetzung zu machen, lassen sie neu Vakanzen deutlich länger unbesetzt. Sie warten auf die perfekte Person, der alle Fähigkeiten mitbringt.» Die Unternehmen können sich dies leisten: Der sinkende Auftragsbestand entlastet die bestehenden Mitarbeitenden und macht Neueinstellungen weniger dringend. Gleichzeitig bringt die sich abkühlende Wirtschaft Bewegung in den Arbeitsmarkt. Deshalb hoffen viele Unternehmen, mit ausreichend Geduld die perfekte Besetzung zu finden.
Temporärmarkt am Wendepunkt der Konjunktur
Im Temporärgeschäft spürt man den Wechsel von der Hochkonjunktur in eine wirtschaftliche Schwächephase deutlich. Klares Zeichen der Abkühlung: Geplante Projekte werden aus Spardruck und wegen schwindendem Bedarf aufgeschoben. Gleichzeitig sind Ausläufer der Hochkonjunktur spürbar. Fehlende Materialen, zum Beispiel aus Indien oder China, verzögern die Ausführung bestehender Aufträge. In beiden Fällen entfällt oder verschiebt sich die Einstellung von Temporärarbeitenden. Stephan Zehnder stellt fest: «Das Temporärgeschäft harzt. Einige unserer Kunden haben für ihr Stammpersonal Kurzarbeit angemeldet. Es wäre paradox, die Einstellung von mehr Temporärpersonal zu erwarten.»
Personaldienstleister blicken verhalten in die Zukunft
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