Swiss Staffingindex: Trendwende am Arbeitsmarkt

Swiss Staffingindex

Die Konjunkturabkühlung sorgt innerhalb eines Jahres für eine Trendwende am Arbeitsmarkt. Die Feststellenvermittlungen der Personaldienstleister fallen mit 20,8 Prozent deutlich. Auch das Temporärgeschäft ist im Minus.

Die abflauende Konjunktur erschwert die Stellensuche in der Schweiz und lässt die Geschäftszahlen der Personaldienstleister sinken. Stärke und Geschwindigkeit des neuen Trends überraschen besonders im Feststellengeschäft: Um 20,8 Prozent fallen die Umsätze gegenüber dem Vorjahr. Auch der Rückgang der Einsatzstunden im Temporärmarkt um 4,9 Prozent ist deutlich. Das Doppelminus signalisiert einen wirtschaftlichen Abschwung. Unternehmen zögern aufgrund der schlechteren Auftragslage Dauerstellen zu schaffen und benötigen weniger Temporärpersonal. Im Gesundheitswesen wächst die Nachfrage nach Personal nach wie vor.

Die Zeiten des Arbeitskräftemangels sind vorbei. Jana Jutzi, Geschäftsführerin von Careerplus, beobachtet: «Unternehmen handeln aktuell äusserst kostenbewusst. Statt neue Mitarbeiter zu rekrutieren, legen sie Stellen zusammen oder suchen Überbrückungslösungen». Der Fachkräftemangel bleibt jedoch in spezifischen Berufsprofilen bestehen. Besonders überraschend zeigt sich dies in der IT: In diesem Sektor herrschte bislang eine hohe Nachfrage. Nun fällt die Zahl der Stelleninserate gemäss Lightcast gesamtwirtschaftlich um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zurück. Der Bedarf nach Netzwerkarchitekten (Q2 2024: 2124 Inserate, +31 Prozent) ist bei Personaldienstleistern jedoch ungebrochen und liegt direkt hinter dem Bauberuf Schreiner (Q2 2024: 3763 Inserate, +41 Prozent), der den grössten Anzeigenanstieg verzeichnete. Getrieben durch den demografischen Wandel bleibt der Arbeitsmarkt auch im Gesundheitswesen angespannt. Die Inseratezahl steigt auch dort leicht. Jutzi bestätigt die Trends: «Firmen wenden sich weiter mit anspruchsvollen Profilen an uns. Gerade in der IT und im Gesundheitswesen gibt es Funktionen, die kaum besetzt werden können. Die Talente sind sich ihres Wertes bewusst. Nicht selten scheitert eine Vermittlung an Forderungen, die die Unternehmen nicht erfüllen können».

Paradox: Bau schwächelt trotz heisslaufendem Wohnungsmarkt

Im Temporärgeschäft spürt man den Wechsel von der Hochkonjunktur in eine wirtschaftliche Schwächephase deutlich. Klares Zeichen der Abkühlung: Geplante Projekte werden aus Spardruck und wegen schwindendem Bedarf aufgeschoben. Gleichzeitig sind Ausläufer der Hochkonjunktur spürbar. Fehlende Materialen, zum Beispiel aus Indien oder China, verzögern die Ausführung bestehender Aufträge. In beiden Fällen entfällt oder verschiebt sich die Einstellung von Temporärarbeitenden. Stephan Zehnder stellt fest: «Das Temporärgeschäft harzt. Einige unserer Kunden haben für ihr Stammpersonal Kurzarbeit angemeldet. Es wäre paradox, die Einstellung von mehr Temporärpersonal zu erwarten.»

Neues Kräfteverhältnis: Konsequenzen für Stellensuchende und Personaldienstleister

In der neuen Arbeitsmarktphase verschieben sich die Gleichgewichte zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden – auch wenn die Lage im Vergleich zur Situation vor der Covid-Krise immer noch gut ist. Stete Weiterbildung als Investition in die eigene Arbeitsmarktfähigkeit wird für Arbeitnehmende zunehmend wichtiger. Zudem lohnt es sich, die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Auge zu behalten und sich auftuende Chancen zu nutzen. Spätestens im Fall einer Entlassung sollten Arbeitnehmende rasch reagieren und alle Kanäle der Stellensuche nutzen. Die neue Arbeitsmarktsituation hat auch Konsequenzen für die Rolle der Personaldienstleister: Das Ermöglichen langfristiger, flexibler Arbeitsverhältnisse verliert an Bedeutung. Im Gegenzug gewinnt die Unterstützung von Stellensuchenden bei der raschen Arbeitsmarktintegration an Relevanz. Eine Rolle, die den Personaldienstleistern vertraut ist. Bereits im Jahr 2022 gaben 55 Prozent der Temporärarbeitenden - in einer Umfrage des gfs-zürich im Auftrag von swissstaffing - an, über einen Personaldienstleister zu arbeiten, weil dieser für sie die Stellensuche übernimmt.
 

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