Flexibilität am Arbeitsplatz hat sich von einem Trend zu einer grundlegenden Erwartung entwickelt und damit laut ManpowerGroup das «Zeitalter der Anpassungsfähigkeit» eingeläutet. Für die jüngere Generation sind die Work-Life-Balance, die Relevanz ihrer Arbeit und Autonomie zu zentralen Kriterien geworden. Gleichzeitig aber ermutigen Unternehmen ihre Mitarbeitenden, ins Büro zurückzukehren. Sie riskieren damit, ihre Attraktivität in einem Markt zu verlieren, in dem Flexibilität entscheidend ist, um Arbeitskräfte zu binden und zu motivieren.
Ein kürzlich erschienenes White Paper von swissstaffing zeigt, dass Schweizer Arbeitnehmende nach einer grösseren Flexibilität streben, die sich nicht nur auf hybride Modelle beschränkt, sondern auch Aspekte wie Zeit, Ort und Arbeitsweise einbezieht. Die veränderten Ansprüche stehen im Zusammenhang mit dem Wunsch, mehr Kontrolle über die Arbeitszeiten zu haben und dadurch beruflich zufriedener und privat ausgeglichener zu sein. Wie die Ergebnisse der ManpowerGroup Employment Outlook Survey (MEOS) illustrieren, wirken sich flexible Arbeitszeiten in der Schweiz positiv auf das Engagement und die Produktivität aus, mitunter sogar stärker als die Bezahlung.
Flexibilität: ein für die Mitarbeiterbindung entscheidendes Kriterium
Auf dem aktuellen Arbeitsmarkt, der von Spannungen und Arbeitskräftemangel geprägt ist, die sich durch den demografischen Wandel zusätzlich verschärfen, ist Flexibilität zu einem entscheidenden Kriterium für die Mitarbeiterbindung geworden. Das Kräfteverhältnis zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden verschiebt sich, wobei sich eine deutliche Präferenz für Arbeitsbedingungen herauskristallisiert, die Autonomie, das persönliche Gleichgewicht und das allgemeine Wohlbefinden fördern. Für viele Arbeitnehmende sind diejenigen Unternehmen am attraktivsten, die eine Viertagewoche, individuell anpassbare Arbeitszeiten oder Homeoffice anbieten. Dies steht allerdings im Gegensatz zu den Forderungen einiger CEOs, die laut dem McKinsey CEO Leadership Report 2023 eine erhöhte Präsenz im Büro bevorzugen, um Mentoring, Networking und Innovation zu fördern.
Ein flexibles Arbeitsumfeld begünstigt eine diversifizierte Belegschaft und stärkt die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen, indem es ihnen ermöglicht, sich Nachfrageschwankungen anzupassen. Befristete und vertragliche Rollen könnten in diesem Zusammenhang künftig bis zu 30 - 50 Prozent der Belegschaft ausmachen.
Herausforderungen bei der Implementierung flexibler Modelle
Obgleich die Vorzüge von Flexibilität auf der Hand liegen, ist ihre Implementierung komplex. Manche CEOs konzentrieren sich beispielsweise zu stark auf die direkten Auswirkungen auf die Arbeitsleistung und verlieren dadurch die Vorteile für das Wohlbefinden und die Bindung der Mitarbeitenden aus dem Blick. Der McKinsey-Bericht weist darauf hin, dass Flexibilität zwar von vielen Führungskräften unterstützt wird, dass aber nach wie vor ein Spannungsverhältnis zwischen der Produktivität und dem Wohlbefinden der Teams besteht. Arbeitnehmende haben mitunter das Gefühl, dass sie nicht ausreichend Einfluss auf ihre Arbeitszeiten haben – im Gegensatz zu anderen Aspekten wie dem Arbeitsort oder der Bezahlung.
Politische und kulturelle Entwicklungen: die Bedeutung von Regelungen
Angesichts dieser neuen Erwartungen passen Entscheidungstragende auf der ganzen Welt ihre Politik an, um das Recht auf Homeoffice, das Recht auf Auszeiten und Versuche mit der Viertagewoche zu berücksichtigen. Mehrere Länder der Europäischen Union haben beispielsweise die Regeln für Homeoffice geändert, um flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen und dadurch die Work-Life-Balance zu stärken. Diese politischen Entwicklungen zeigen, dass sich Flexibilität inzwischen als ein Grundpfeiler der Unternehmenspraxis etabliert hat.
Auf dem Weg zur personalisierten Flexibilität
Ein massgeschneiderter Ansatz für Flexibilität, der das Feedback der Mitarbeitenden aufgreift, ist bei der Entwicklung von Arbeitsrichtlinien von entscheidender Bedeutung. Optionen wie temporäre und vertragliche Rollen, sowie Jobsharing ermöglichen es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist und Zufriedenheit und Ausgeglichenheit fördert. Die Einrichtung klarer Kommunikationskanäle und die Ausrichtung flexibler Arbeitsbedingungen an den Unternehmenszielen begünstigen zudem das Engagement der Mitarbeitenden sowie die Leistungsfähigkeit des Unternehmens.
Fazit
Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels sind flexible Arbeitsbedingungen zu einer strategischen Notwendigkeit geworden. Unternehmen, die wohldurchdachte flexible Arbeitspraktiken einführen, werden in einer starken Position sein, um Fachkräfte, die ihnen Innovation und ein nachhaltiges Wachstum versprechen, anzuziehen und zu binden. Es wird dabei entscheidend sein, die Balance zwischen den Erwartungen der Arbeitnehmenden und den Anforderungen des Unternehmens zu finden, um belastbare Teams zusammenzustellen, die bereit sind, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen.